Enten mit einer gewissen Suchfunktion begehen eine feuchte Fahrradstraße. Lenz sitzt da und wackelt mit dem Kopf. Federtiere sind die Goldfüllung im Zahnschmelz des urbanen Raums, denkt er und stützt sich auf den geerbten Gehstock seines Urgroßvaters. Wie ein ausgebeulter Sack wölbt sich die Zeit um die Köpfe der Passanten. Die Enten gucken und heben wieder ab. Der Grund für die Landung bleibt im Dunkeln. Wir orientieren uns nach Westen.
Nachdem Waver Bof. einem ungewissen Schicksal entgegeneilt, müssen wir einen Schritt zurücktreten, um zu analysieren wie wir uns dem Phänomen auf einer abstrakteren Ebene nähern können. Kleine Aufmerksamkeiten versüßen den Tag, dass weiß schon jedes Kind. Insofern ist es folgerichtig, diese möglichst prominent zu platzieren. Was aber geschieht mit der Botschaft Jahre später, wenn Sender und ursprünglich adressierter Empfänger längst verzogen sind? Ist der erdachte Kurztext nachhaltig genug, um auch noch vielen folgenden Generationen hinternfort Sinn und Wohlgefallen zu schenken?
Ein anonymer Autor ringt nachhaltig um Aufmerksamkeit.
Welttag des Handtuchs. Das Handtuch wurde im Original vor über drei Jahrtausenden zum ersten Mal vorgestellt, erlangte seine ganzheitliche Bedeutung aber erst 1978 in einer weitgehend unbekannten Radiosendung. Mit diesem epochemachenden Ereignis fand ein menschheitsgeschichtlicher Transformationsprozess statt, dessen Bedeutung noch nicht vollständig ausgelotet ist. Als gesichert gilt jedoch, dass dieser Prozess bis heute anhält. Jüngste Forschungen enthüllen, dass sich das auch auf mikroskopischer Ebene niederschlägt. Zart fransige Schlaufen winden sich entlang fein gewobener Borte. Das Frottee, ursprünglich im Nachbarsternensystem Proxima Centauri b entwickelt, wurde 1850 im nahen Orient entdeckt. Der britische Bankier und Handelsreisende Henry Christy fand einen großen Kasten inmitten einer kargen, unbesiedelten Landschaft. Vermutlich handelte es sich um den Teil einer Lieferung, die für einen andere Planeten bestimmt, aber „vom Laster gefallen“ war. So gelangte diese überirdische Handwerkskunst, deren Herz ein komplexer Herstellungsprozess mit mehreren Kettenfadensystemen ist, zu uns auf die Erde. Seitdem trägt die Menschheit stets Frotteehandtücher bei sich, denn ein Handtuch, sagt man, ist so ziemlich das Nützlichste, das ein Anhalter auf Weltraumreisen bei sich haben kann. Und sind wir nicht alle Weltraumreisende in unserem Raumschiff namens Sonnensystem?
Frottee in Blau. Aktuelle Makrofotografie (2021) eines Exponats aus der Sammlung Henry Christy, in der die ersten (außer)irdischen Frottees bis heute erhalten geblieben sind.
Wir wissen, dass es ihm gut geht. Waver Bof. zwitschert fein gelaunt vom Glascontainer: andere sind mit decken beschäftigt. Für uns klingt das nach Jägerlatein. Zum Jahreswechsel war das brandneue Jahrzehnt bereits angelutscht und hatte sa petite graine abricotée erkennen lassen, doch in seiner quälenden Tiefe wird das noch nicht ausgelotet worden sein. Besitzt Waver Bof. hinternfort seherische Fähigkeiten?
Lenz betreibt seit über einem Jahr ununterbrochen einen Abreißkalender. Nun ist ihm im März eine Koinzidenz untergekommen, die er hinternfort teilen möchte. Ist das nun Zufall oder bloß eine besonders verteufelte Strategie der Abreißkalenderredaktion?
Vom Waver Bof. unbemerkt, wechseln wir in ein neues Jahr. Es gab ein paar Raketen, doch die vielerorts praktizierte Silvesterekstase, hervorgerufen durch so manchen heißen Hirsch, blieb dieses Jahr aus. Kalter Niesel setzt ein. Eben nimmt man das einzige Grünglas aus der Tüte. Es war Olivenöl erstklassiger Güte. Nun kommt die Sprache auf braun. Man erkennt nicht, was dieses Jahr sonst noch bereithalten wird und fragt sich: Lebt Waver Bof. noch?
Entsetzen! Wer hat Walter so unsachgemäß entsorgt? Ein Junge ohne Hausaufgaben? Ein schmutziger Nihilist vor der Geldübergabe?
Auch in dieser Situation bleibt Walter ruhig. Das kann ihn nicht erschüttern. Walter kümmert sich um sich, um uns und um andere. Er bewahrt Haltung und verstreut Asche. Man sollte eines niemals vergessen: nur Walter kennt den richtigen Weg.