Lenz betreibt seit über einem Jahr ununterbrochen einen Abreißkalender. Nun ist ihm im März eine Koinzidenz untergekommen, die er hinternfort teilen möchte. Ist das nun Zufall oder bloß eine besonders verteufelte Strategie der Abreißkalenderredaktion?
In eisiger Umklammerung enormer Kälte erstarrt, verharrt die tobende Nordhemisphäre kurz vor grün. Doch neues kündigt sich bereits an. Neues Grün im neuen Land. Der Frühlingslauch jauchzt. Und der Zaunkönig tut es bald auch.
Etwaige Invasoren werden es hier schwer haben. Erst die doppelte Entnützelung kann uns die fortschreitende Funktionalisierung unserer Umgebung vor Augen führen. Eine überwucherte Brücke vor einem verwaisten Eingangsportal. Kann es Nützlicheres im Unnützen geben? Oder zusammengefasst: Verunnützelte Brücke entnützelt nutzlose Tür. Nichtsdestotrotz, Minus minus Minus ergibt bekanntlich Minus!
Eines ist gewiss. Das ungebändigte Leben verschlingt über kurz oder lang alles Menschengemachte. Verleibt es sich ein. Zermampft die liebevoll hingeklotzte Behaglichkeit. Besonders in Äquatornähe geht dieses Phänomen mit einer Rasanz zu Werke, dass es dem mitteleuropäischen Sesselpupisten hinternfort ganz schwindelig werden kann.
Ebergötzen. Am 2. April 2011 findet Lenz einen einzigartigen Gästebucheintrag.
Hinweisschild Sehr geehrte Europäisches Brotmuseum.
Ich bin Japernerin.
Ich habe ins Brotmuseum am 1.12.2001 zweimal in Tag besucht.
Ich bin interessiere mich für Brot.
Ich war so glück, daß ich ins Museum gegangen. Weil gibt es wenig Brotmuseum in Deutschland (ich weiß es gibt in nur ULM und GÖTTINGEN).
Wenn ich ins Europäisches Brotmuseum gegangen, habe ich viel Sache gelernt! Danke schön!
Der Chef war so nett und viele Kinder haben Küchen gebacken.
Der Anblick war mit gute Eindruck gegeben.
Ich habe meinen Traum mich genähert.
Zukunft möchte ich Bäckerin werden.
In Göttingen gibt es viele nette Menschen.
Es ist mir wie eine Stadt von Traum.
Brotstempel zur Vervielfältigung von Teigwaren
Ich bleibe bis halb August in Deutschland.
Jetzt ich studiere Germanistik in Halle Martin-Luther-Universität.
Ich möchte nicht nur Germanistik, sondern auch Brot studieren.
Wenn Sie andere Museum wissen, können wie mir lehren?
Wenn man Brot ißt, ist lächendes Gesicht so schön!
Herzliche Grüße,
Eriko Sato
Fragment des Originaldokuments von 2001
Verschiedene Brote, z. B. Römisches Weihbrot aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (linke, untere Ecke)
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Flatu Lenz gescholten hat, man könne die Veröffentlichung dieser wundervollen Brotmuseumshuldigung als Bloßstellung missverstehen. Nichts liegt Lenz ferner. Atmet nicht jedes Wort dieses Gästebucheintrags die von uns so hoch geachtete japanische Mentalität? Gibt es einen Teutonen der ähnlich Zauberhaftes in fremder Zunge hätte zustande bringen können? Wir denken nein. Und verneigen uns tief vor Eriko Sato. Sie hat uns in Ebergötzen ein vollendetes Kleinod hinterlassen!