In eisiger Umklammerung enormer Kälte erstarrt, verharrt die tobende Nordhemisphäre kurz vor grün. Doch neues kündigt sich bereits an. Neues Grün im neuen Land. Der Frühlingslauch jauchzt. Und der Zaunkönig tut es bald auch.
Schlagwort: Erdreich
Waldboden – aufgeräumt
De nouveau bâtiment – pièce Q
Nichts ist schwieriger zu konstruieren als ein zweckfreies Loch. Vergangene Jahrhunderte geben Kunde von dieser allzu verkannten Königsdisziplin. Staunend stehen wir vor den wenigen gelungenen Exempeln und fragen uns, wie der Baumeister zu solch einer Grandezza in der Lage war. Diese lang verwehte Chuzpe hilft uns über den Tag.
Ansichten eines Steinestaplers
Sich in der Szene zu behaupten ist nicht einfach. Man benötigt ein ruhiges Händchen, Beharrlichkeit und Durchstzungsvermögen, um die eigenen Vorstellungen verwirklichen zu können. Der Stein ist der Gegner. Ganz klar. Ihn zu bezwingen, oberste Direktive.
Es war an einem schönen Tag im März, als ich den Kampf gegen diese schweigsamen Gesellen auf mich nahm.
Ich hatte gerade damit begonnen den Garten aufzuräumen. Er war von winterlicher Brache ganz zerwühlt und unansehnlich, da stieß mein Fuß gegen eine harte Kante. Ärgerlich wollte ich das Hindernis mit einem gezielten Tritt beiseite schaffen, doch irgend etwas ließ mich innehalten. Der Stein verdiente es nicht noch einmal mit meinem Fuß in Berührung zu kommen. Dafür war er schlichtweg zu abstoßend. Gab es nicht eine andere Möglichkeit dieser Grässlichkeit zu begegnen?
Überhaupt, Steine. Ich verab-scheue sie. Nichts erzeugt in mir mehr Unbehagen, als die matt glitzernden Kristalle eines Feldspats oder der jadegrüne Schimmer eines Malachits. Und dann sind da noch diese vermaledeiten Kiesel. Niederste aller Schüttgutformen. Von den Gewässern dieser Erde rund geschliffen und von seinen chemischen Bestandteilen mit erdiger Farben versehen, sind sie als Baustoff und Verschönerungs-element in der menschlichen Gesellschaft allgegenwärtig. Es ist ein Unding. Warum mussten diese Kiesel und ich nur in die gleiche Welt geboren werden? Verfluchtes Zwerggestein!
Doch zurück zu dem weichenstellenden Tag im März. Ich packte also den Quell meines Unmuts auf einen Spaten, stapfte zu einem freien Fleckchen Erde, schleifte noch ein paar andere verkümmerte Verwandte herbei, kramte Gartenhandschuhe hervor und begann mit meinem Rachefeldzug. Ich war mir absolut sicher. Kein Stein dieser Welt kann es behaglich finden auf Kante zu stehen. Dazu sind sie einfach nicht gemacht. Das erkennt man ja schon, wenn man sich mal umsieht.
So saß ich also da und stapelte und stapelte. Kalte Abscheu in mir trieb mich voran. Und warme Genugtuung überkam mich, als ich eine Stunde später wieder aufsah. Ich hatte es geschafft. Da stand das steinerne Geschmeiß unbequem auf Kante. Grimmig erhob ich mich, um mir ein kühles Belohnungsbier aus dem Keller zu holen.
Lange saß ich an diesem Abend noch im Dämmerlicht und betrachtete die Schichtungen in all ihrer Unbequemlichkeit. Der Kampf hatte begonnen! Mein Leben als Steinstapler lag vor mir und zum ersten Mal strahlte die Zukunft ungewohnt verheißungsvoll.
19. November
Welttoilettentag der Vereinten Nationen. Heute ist der dreizehnte jemals auf diesem Erdenrund Begangene. Eine gute Zahl und ein guter Tag. Ein Tag der Freiheit, aber auch ein Tag der Nachdenklichkeiten. Die Welttoilettenorganisation – Dach nationaler Toilettenverbände mit Sitz in Singapur – bemüht sich dem weltweit grassierenden Mangel an einwandfreien Stillen Örtchen zu begegnen. Zu diesem Zweck werden alljährliche Welttoilettengipfeltreffen abgehalten und auch der Welttoilettentag wurde bei solch einer Gelegenheit aus der Taufe gehoben. Er soll die Menschen wachrütteln helfen.
Wir freuen uns und begrüßen solche Bemühungen aufs Ausdrücklichste! Denn wo, wenn nicht hier und wann, wenn nicht jetzt, sollte solch einem Vorstoß Vortrieb geleistet werden?
Geben Sie also diesem Tag einen würdigen Anstrich und besuchen Sie die Nasszelle Ihrer Wahl. Erledigen Sie, was Sie zu erledigen haben und seien Sie demütig und dankbar für eine derartig herausragende Grundversorgung in einem nahezu vollständig durchtoilettisierten Land. Beschenken Sie diesen Augenblick hinternfort mit folgender metrischer Rede!
Oh brauner Freund,
hab‘ ich Dich nun dem eig’nen Leibe abgerungen,
liegst Du gekrümmt in Deinem Wasserbett mit Fuß.
Wir lächeln selig, beide voll der Huldigungen,
und wohlbekannter Duft entrichtet mir den Gruß.
Ich drück‘ den Knopf und weißer Schlund verschlingt Dich lüstern,
ein Gurgeln ist Dein allerletztes Wort.
So gehst Du und was bleibt, ist leises Flüstern.
Oh Teil von mir, Du bist für immer fort!
Tief unten hockt der Wurg
Tief unten im Schacht, da haust er. Da sitzt der uralte Wurg. Festgebissen hat er sich und finster ist’s. Ein zäher Bursche, dieser Wurg. Rauskommen will er nicht, doch rauskommen muss er. Denn! Wenn der Brickulont sich regt und Gevatter Dabaut die Klinge sorgfältig prüft, dann ist’s Zeit. Dann passiert was. Dann muss auch der Wurg rauskommen. Und dann wird’s für keinen schön. Für gar keinen! Das sag ich Euch!