Schon Baumbart wusste, dass zu enge Hosen nichts taugen.

Oder waren es zu enge Mützen?
Mittels virilster Erdkraft ins Werk Gesetztes.
Kaum, dass Bohnenlanghart erwachte, drehte er sich um und sah sie immer noch neben sich liegen. Die liebreizend glänzende Rettichbreitzart hatte ihre Augen geschlossen, doch ihre körperliche Anmut konnte über ihren mörderischen Verstand nicht hinwegtäuschen. Schmeichelnd streichelte er sie mit seinem Schlafzimmerblick und da erwachte sie mit tödlichem Funkeln in den Augen. Er wollte sie jetzt gerne in die Arme nehmen, doch die Handschellen verhinderten dies. „Was willst Du?!?“, schnauzte sie ihn an, nicht ohne es milder zu meinen, als sie es betonte. Er konnte nicht antworten. An seiner statt hörten sie eine Stimme wie Schmirgelpapier, die von oben hinunterrief: „Bohnenlanghart? Rettichbreitzart? Ich bin’s, der Heiner. Geht es Euch gut?“ Bohnenlanghart nickte und er sah, dass auch Rettichbreitzart nickte. NWZ-Heiner fuhr fort: „Rübenkörper Joe hat euch ja ganz schön eingetütet und ins Kittchen gesteckt. Zeit, euch da rauszuholen.“ Es krachte. Ein Knirschen! Und da waren sie auch schon frei. Behände machte sich NWZ-Heiner mit einer kleinen Bügelsäge daran, die Ketten der Handschellen zu malträtieren. „Was habt Ihr Euch eigentlich dabei gedacht, Euch bis aufs Blut zu bekämpfen? Kein Wunder, dass die Hand Gottes eingreifen musste! Es geht so nicht weiter.“ Die drei starrten sich im Halbdunkel der Gefängniszelle an, in der die Rückwand fehlte, dann lachten sie. So war es gut, dachte Bohnenlanghart, so war es wie früher. Wie in alten Kindertagen.
Zu lange hat man aus dem fernen Frankreich nichts mehr gehört. Doch jetzt ist Jean-Paul Meunier mit einer spektakulären Kunstinstallation zurück. Er nennt sein Werk: Wenn sich zwei halbe Seitlinge gegenseitig Gute Nacht sagen.* Und er bezieht sich dabei explizit auf den Zustand der Welt. Selten konnte Hinternfort ein so ganzheitliches Werk dieses Ausnahmekünstlers präsentieren.
*bei den verwfremdeten Pilzart handelt es sich um den Braunen Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii) aus der Familie der Seitlingsverwandten.
Die Realität tritt immer noch mal nach, denkt Lenz in diesen Tagen. Doch da findet er den Moschusbock (Aromia moschata) und erfreut sich am schillernden Glanz: stimmige Gesamtkomposition. Nur wohin führt der Weg?
Bohnenlanghart sah sich gehetzt um. Noch immer haftete der Geruch von Verfolgern an ihm und er konnte ihn auch nicht abschütteln. Warum nur hatte er sich damals auf diese kurze Liaison mit Rettichbreitzart eingelassen? Sie würde ihn solange jagen, bis er krepiert im Staub der Landstraße lag. So war es bisher jedem ihrer Verflossenen ergangen und so würde auch er enden. Geduckt drehte Bohnenlanghart sich um, da blickte er direkt in den Lauf eines Colt-Burgess-Unterhebelrepetierers. „Jetzt hat sie mich!“, dachte er und: „Ungewöhnlich, normalerweise verwendet sie Le Mat-Hinterladerrevolver für Stiftzünderpatronen.“ Da hörte er auch schon eine tiefe, raue, aber altvertraute Stimme: „Jetzt reicht’s mir mit euch! Jeder sieht, dass ihr wie füreinander gemacht seid. Nur ihr beide bekommt das irgendwie nicht auf die Kette. Damit soll nun Schluss sein!“ Dann spürte Bohnenlanghart wie ihm Handschellen angelegt wurden. Als er aufblickte, sah er Rübenkörper Joe – auch Rübenkörper Gottes genannt – und neben ihm die hinreißende, doch tödliche Rettichbreitzart, ebenfalls in Handschellen.
In einem magischen Moment hat sich die Welt verkehrt. Schillernde Persönlichkeiten tummelten sich einst am Festbankett, von Stummen außerhalb gierig beäugt. Heute gibt es kein Festbankett mehr. Das alltägliche Betrachten ist beinahe Jedermanns Sache geworden. Was wird betrachtet? Die Krankheit davor oder die Heilung danach?
Als sich René Brett vor kurzem auf einer Überlandfahrt mit seinem frisch frisierten Quad vergnügte, wurde er jäh von einer Naturgewalt unbekannter Beschaffenheit aus seinen knatternden Tagträumen gerissen. Ein Schwall Schafe ergoss sich aus einer lieblich hügelnden Landschaft heraus und ließ keinen Raum für abschweifende Querfeldeinromanzen. So stoppte René sein warm vibrierendes Gefährt und gab sich ganz der kompakten Akustik eines rupfend-kauenden Flusses hin.