Forschungsreisende, die unter Echsen hängen

Flottenkommandant Christian Wielka schickt seine echsischen Zeppeline aus, die letzten weißen Flecken auf den Weltkarten unseres Planeten zu erkunden. Lenz ist froh einem dieser formvollendeten Fluggeräte begegnet zu sein. Aktueller Einsatzzweck und Stationierung sind unbekannt, zuletzt jedoch in einer kleinen Buchhandlung auf den kapverdischen Inseln gesichtet. Unser Aufruf an diese unerschrockenen Helden: Bringt frisches Wissen heim!

Mehr zur gesamten Luftflotte unter: www.explorerausstellung.de

De nouveau bâtiment – pièce Ü

pièce Ü
Gerade die Statik besonders kleiner Gebäude hat es in sich. Im Mikroklotzbereich gelten andere physikalische Gesetze als im üblichen gebäudebaulichen Maßstab. Der Allerweltsbauingenieur wird hier unter Umständen die Waffen strecken müssen. Denn es drohen überkragende Hinternellen und selbstverstärkende Fortonanzen.

De nouveau bâtiment – pièce K

pièce K
Das Kaugummi als wandelbare Kleinskulptur ist Quell steter Freude. Vortwährende Transformationsprozesse machen den Kauenden zum kunstschaffenden Dilettanten – zum Chewo- oder Gumograph. Ist das Wohlgeformte hinternfort vom Künstler befreit, finden nicht selten weitere und durchaus gewinnbringende Modifikationen statt. Schuhe und Reifen setzen sich wie von selbst ins Werk. Von den meisten Menschen unbemerkt, werden die Straßen unserer Städte so zu einer megalopolen Staffelei. In äußerst seltenen Fällen sind sich die Bewohner eines Ortes dieses wundersamen Prozesses bewusst. Ist es nicht also an der Zeit, diese kulturelle Leistung in all ihren Facetten entsprechenden zu würdigen?
pièce Kb

De nouveau bâtiment – pièce T

SanFranciscoHochhausschlucht

Dicht an dicht und mit stählerner Eleganz rammen sie ihre stumpfen Köpfe ins tadellose Blau des Nordfirmaments. Hin und wieder trifft man ein betagteres Exemplar, das sich kokett an seine voluminöseren Neffen schmiegt. Wir stehen mit beiden Füßen im unbestimmten Tanz nach der Moderne und wissen uns gut aufgehoben. In diesem allzu freundlichen Häuserwald findet der aufgeschlossene Betrachter endlich Selbstbesinnung und inneren Ausgleich. Erhabene Zwerghaftigkeit!

De nouveau bâtiment – pièce H

IMG_3287Die wegweisende Kraft des Zerfalls treibt den Künstler voran. Sie ist Antimaterie der schöpferischen Willensbildung und hilft dem Beseelten unbeschadet durch die feindliche Welt der Fantasmagonie zu gelangen. Der Hinterhof ist oft der einzige Zeuge. Ein altes Maultor mit schiefem Oberlicht kaut mit hohlem Zahn in den Angeln. Ein sprödes Fenstersims reibt müd am geschwollenen Augenlid. Auf Schnee und Kälte folgt Eis. Der Winter verdampft alle Sorgen.

De nouveau bâtiment – pièce Z

Lesekammern

Grau und matt würfelt sich dieser architektonische Wunschtraum in die Stadtlandschaft. Hundesatt pumpt die offen gelassene Verkehrsader ihre glitzernden Schwaden an den engen Lesekammern vorbei. Käsige und weniger käsige Studenten mampfen Wissen hinter glänzenden Fenstern und sehnen sich nach sprudelnden Erfrischungsgetränken und begurktem Käsebrot. Der Morgen frisst den Abend und der Abend frisst den Morgen.

Ansichten eines Steinestaplers

Sich in der Szene zu behaupten ist nicht einfach. Man benötigt ein ruhiges Händchen, Beharrlichkeit und Durchstzungsvermögen, um die eigenen Vorstellungen verwirklichen zu können. Der Stein ist der Gegner. Ganz klar. Ihn zu bezwingen, oberste Direktive.
Es war an einem schönen Tag im März, als ich den Kampf gegen diese schweigsamen Gesellen auf mich nahm.

Ich hatte gerade damit begonnen den Garten aufzuräumen. Er war von winterlicher Brache ganz zerwühlt und unansehnlich, da stieß mein Fuß gegen eine harte Kante. Ärgerlich wollte ich das Hindernis mit einem gezielten Tritt beiseite schaffen, doch irgend etwas ließ mich innehalten. Der Stein verdiente es nicht noch einmal mit meinem Fuß in Berührung zu kommen. Dafür war er schlichtweg zu abstoßend. Gab es nicht eine andere Möglichkeit dieser Grässlichkeit zu begegnen?

ArbeitsplatzEinesSteinestaplers
Typischer Arbeitsplatz eines einfachen Kämpfers gegen die Tyrannei des niederen Gesteins

Überhaupt, Steine. Ich verab-scheue sie. Nichts erzeugt in mir mehr Unbehagen, als die matt glitzernden Kristalle eines Feldspats oder der jadegrüne Schimmer eines Malachits. Und dann sind da noch diese vermaledeiten Kiesel. Niederste aller Schüttgutformen. Von den Gewässern dieser Erde rund geschliffen und von seinen chemischen Bestandteilen mit erdiger Farben versehen, sind sie als Baustoff und Verschönerungs-element in der menschlichen Gesellschaft allgegenwärtig. Es ist ein Unding. Warum mussten diese Kiesel und ich nur in die gleiche Welt geboren werden? Verfluchtes Zwerggestein!

Doch zurück zu dem weichenstellenden Tag im März. Ich packte also den Quell meines Unmuts auf einen Spaten, stapfte zu einem freien Fleckchen Erde, schleifte noch ein paar andere verkümmerte Verwandte herbei, kramte Gartenhandschuhe hervor und begann mit meinem Rachefeldzug. Ich war mir absolut sicher. Kein Stein dieser Welt kann es behaglich finden auf Kante zu stehen. Dazu sind sie einfach nicht gemacht. Das erkennt man ja schon, wenn man sich mal umsieht.

DreiSteintrolle
Drei Schichtungen. Für die bezwungenen Bauelemente auf Kante glücklicherweise eine recht unbehagliche Position

So saß ich also da und stapelte und stapelte. Kalte Abscheu in mir trieb mich voran. Und warme Genugtuung überkam mich, als ich eine Stunde später wieder aufsah. Ich hatte es geschafft. Da stand das steinerne Geschmeiß unbequem auf Kante. Grimmig erhob ich mich, um mir ein kühles Belohnungsbier aus dem Keller zu holen.

Lange saß ich an diesem Abend noch im Dämmerlicht und betrachtete die Schichtungen in all ihrer Unbequemlichkeit. Der Kampf hatte begonnen! Mein Leben als Steinstapler lag vor mir und zum ersten Mal strahlte die Zukunft  ungewohnt verheißungsvoll.

Von all dem Knust

Ebergötzen. Am 2. April 2011 findet Lenz einen einzigartigen Gästebucheintrag.

BrotInFreiheit
Hinweisschild

Sehr geehrte Europäisches Brotmuseum.

Ich bin Japernerin.
Ich habe ins Brotmuseum am 1.12.2001 zweimal in Tag besucht.
Ich bin interessiere mich für Brot.
Ich war so glück, daß ich ins Museum gegangen. Weil gibt es wenig Brotmuseum in Deutschland (ich weiß es gibt in nur ULM und GÖTTINGEN).
Wenn ich ins Europäisches Brotmuseum gegangen, habe ich viel Sache gelernt! Danke schön!
Der Chef war so nett und viele Kinder haben Küchen gebacken.
Der Anblick war mit gute Eindruck gegeben.
Ich habe meinen Traum mich genähert.
Zukunft möchte ich Bäckerin werden.
In Göttingen gibt es viele nette Menschen.
Es ist mir wie eine Stadt von Traum.

Brotstempel
Brotstempel zur Vervielfältigung von Teigwaren

Ich bleibe bis halb August in Deutschland.
Jetzt ich studiere Germanistik in Halle Martin-Luther-Universität.
Ich möchte nicht nur Germanistik, sondern auch Brot studieren.

Wenn Sie andere Museum wissen, können wie mir lehren?

Wenn man Brot ißt, ist lächendes Gesicht so schön!

Herzliche Grüße,
Eriko Sato

Gästebucheintragsfragment
Fragment des Originaldokuments von 2001

DiverseBrote
Verschiedene Brote, z. B. Römisches Weihbrot aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (linke, untere Ecke)

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Flatu Lenz gescholten hat, man könne die Veröffentlichung dieser wundervollen Brotmuseumshuldigung als Bloßstellung missverstehen. Nichts liegt Lenz ferner. Atmet nicht jedes Wort dieses Gästebucheintrags die von uns so hoch geachtete japanische Mentalität? Gibt es einen Teutonen der ähnlich Zauberhaftes in fremder Zunge hätte zustande bringen können? Wir denken nein. Und verneigen uns tief vor Eriko Sato. Sie hat uns in Ebergötzen ein vollendetes Kleinod hinterlassen!