Die Tage des Chiefs – I

Dienstag 14.07.2015, 12:08 Uhr

Der Chief ist da! War nach dem Läuten der Türglocke zunächst unentschlossen wegen des bisher so herrlich ungestörten, freien Tages, gab dann aber doch der Neugier nach. Er stelle es grade eben hinter die Gartenpforte, versicherte mir die Gegensprechanlage, da schwante es mir schon und so wars dann auch: Leicht lädierten Kartons lehnte er am Gartenzaune und begann seinen Sirenengesang zu säuseln.

Dienstag 14.07.2015, 15:03 Uhr

Der Chief saugt munter den roten Salon, kommt aber anscheinend nicht so richtig auf den Teppich klar. Ist ihm wohl zu „leicht“ und am falschen Platze, wird er sich aber mit abfinden müssen. Der Teppich macht das Zimmer erst richtig gemütlich, also bleibt er!

Dienstag 14.07.2015 ca. 15:30 Uhr

Habe mich ins Schlafzimmer zurückgezogen, während der Chief draußen rumort. Ich hoffe er verletzt sich nicht…

Dienstag 14.07.2015, 16:00 Uhr

Seit einer halben Stunde ist es ruhig und ich habe meine Buch beendet. Ich finde den Chief unverletzt und tatendurstig. Kurzentschlossen sperre ich ihn ins Schlafzimmer, um den Rest meines Heims ungestört lüften und auf etwaige Schäden begutachten zu können. Als ich vom Balkon aus ins Schlafzimmer blicke, sehe ich wie er den Nachttisch vor die Tür rückt.

Dienstag 14.07.2015, 17:30 Uhr

Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, rief er mich und ich habe ihn rausgelassen. Gab ihm dann was zu fressen und wies ihm sein Zimmer an. Scheinbar schläft er jetzt.

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Gastbeitrag von Meister L.

Diese bekömmlichen Zeilen trug mir heute die Digitalfee zu. Sie stammen aus dem Hirn eines gewissen Meister L. Ich möchte sie nicht vorenthalten.

Hinternfort

Mein Hintern hier
ist stets bei mir
ich trag ihn unter mir
er dienet mir
schier
unglaublich
ich wüsste nich
wohin mit all dem Scheiß
wer weiß
wer weiß
ich würd
wahrscheinlich
platzen
würd Futter für die Spatzen
bei all dem Scheiß
drum dank ich
meinem Hintern hier
und trag ihn weiter
unter mir

25. Mai

Welttag des Handtuchs. Es ist jeder Erdenbürger dazu aufgerufen an diesem wunderbaren Tag im Mai ein Handtuch bei sich zu tragen. Dies ist hinternfort eine erstklassige Angelegenheit, denn: „Ein Handtuch, sagt man, ist so ziemlich das Nützlichste, das ein Anhalter auf Weltraumreisen bei sich tragen kann. Einmal ist es von großem praktischen Wert …“
Mit den eben zitierten Worten beginnt die große Schau, die diesen Sommer im Kasseler Fridericianum zu sehen ist. Sie trägt den verheißungsvollen Titel Das Handtuch im Spiegel der Jahrhunderte. Und nicht weniger ist auch zu sehen.

Sitzknoten
Ein sog. Mizoramischer Sitzknoten. Noch heute zu finden im indischen Bundesstaat Mizoram. Der Gebrauch ist aber auch schon aus vorchristlicher Zeit bekannt. Das Frottiertuch wird durch eine Jahrtausende alte Knottechnik zum Handtuchhocker umfunktioniert.

Von den ersten Anfängen des wollenen Frottierhandtuchs aus vorchristlicher Zeit bis hin zu dem hochmodernen und leistungs-starken Allzwecktextil von heute. Dies zeigt die durch und durch gelungene Ausstellung sehr deutlich: Das Handtuch war seit jeher ein treuer Weggefährte des Menschen, hat Aufstieg und Fall der Hochkulturen prägend begleitet und wurde wie kaum ein anderer Alltagsgegenstand im Laufe der Jahrhunderte derartig häufig und grundlegend umgestaltet. Viel gibt es in Kassel zu lernen, wovon kaum ein Laie jemals gehört hat.

EindornigesStreittuch
Das vor allem in Großbritannien verwendete Eindornige Streittuch ist eine Weiterentwicklung des Niederländischen Dreschhandtuchs. Abgebildet ist der Nachbau einer häufigen Variante aus dem 15. Jahrhundert.

Der erste gesicherte Nachweise für die Verwendung von Handtüchern existiert für die Zeit um 200 v. Chr. und ist vom Indischen Subkontinent bekannt. Alte Zeichnungen belegen, dass Handtücher dort schon sehr früh in den Alltag eingebunden waren. Um 100 v. Chr. kam es hier auch zur ersten Blüte vielfacher Umwandlungspraktiken. Manche Traditionen haben sich durch mündliche Überlieferung bis heute erhalten. So zum Beispiel der mizoramische Sitzknoten.
Aber auch im Europa der Frührenaissance gibt es schlagende Beispiele für regen Handtuchgebrauch. Aus dem 15. Jahrhundert ist bekannt, dass sich das so genannte Streittuch bei der Landbevölkerung im Kampf gegen berittene Einheiten großer Beliebtheit erfreute. Belege dafür finden sich beispielsweise zuhauf in Großbritannien, aber auch in den Niederlanden.

Laptowel
Laptowel aus den späten 1990ern. Vorläufer des heute weltweit verbreiteten iTowel.

In der Neuzeit schließlich ist das Trocknungstuch vollends als Hochtechnologie in unseren Alltag integriert. Ob als Laptowel in den späten 1990ern oder als moderner iTowel, das Handtuch ist überall.
So spannt diese Schau einen großen Bogen und lässt den Besucher unaufdringlich bereichert zurück. Man sollte diese Ausstellungsrarität im Herzen Kassels nicht verpassen, denn wer sie gesehen hat, denkt hinternfort anders über dieses vermeintlich unscheinbare Abrubbelutensil.

Tief unten hockt der Wurg

Tief unten im Schacht, da haust er. Da sitzt der uralte Wurg. Festgebissen hat er sich und finster ist’s. Ein zäher Bursche, dieser Wurg. Rauskommen will er nicht, doch rauskommen muss er. Denn! Wenn der Brickulont sich regt und Gevatter Dabaut die Klinge sorgfältig prüft, dann ist’s Zeit. Dann passiert was. Dann muss auch der Wurg rauskommen. Und dann wird’s für keinen schön. Für gar keinen! Das sag ich Euch!

Frühwerk

Hinternfort im östlichen Wurgistan arbeitet Herr Mittelnas im Frühwerk des Konzerns. Er bekleidet den Posten des Frühaufsehers und ist somit Herr über eine ganz erkleckliche Anzahl Frühe. Seine Aufgabe besteht hauptsächlich darin die Frühherde jeden Tag aufs neue zu bändigen. Eine wichtige und verantwortungsvolle Position, denn Frühe neigen dazu einfach zu verschwinden wenn man sie nicht im Auge behält und bändigt.

Frühe schicken. Das ist schon immer seine Arbeit gewesen und auch die Arbeit seiner Vorväter. Mittelnas ist gut in dem was er tut. Und gut ist auch der Konzern zu ihm. Erfahrene Frühaufseher sind rar gesät und so zahlt man ihm ein üppiges Gehalt. Hinternfort, im östlichen Wurgistan. Herrn Mittelnas ist das durchaus bewusst. Frau Mittelnas ebenso. Die kleine Imm Imm I. Mittelnas jedoch spielt lieber hinten im Garten mit dem gescheckten Hausfrühchen.