De nouveau bâtiment – pièce O

pièce O
Der hervorquellende Knubbeligkeit als stilgebendes Element begegnet man nur selten. Ist sie aber in Mörtel und Beton gegossen, dann offenbart sich voll umfänglich ihre abschreckende Wirkung. Nicht im ästhetischen Sinne, nein. Vielmehr wird es kein feindlicher Soldat wagen in diese optische Trutzburg einzudringen, seien die Bewohner noch so unbewaffnet und ehrlich grundpazifistisch. Viel zu abweisend starrt uns diese Fassade entgegen. Ein Meisterwerk der psychologischen Kriegsführung!

De nouveau bâtiment – pièce K

pièce K
Das Kaugummi als wandelbare Kleinskulptur ist Quell steter Freude. Vortwährende Transformationsprozesse machen den Kauenden zum kunstschaffenden Dilettanten – zum Chewo- oder Gumograph. Ist das Wohlgeformte hinternfort vom Künstler befreit, finden nicht selten weitere und durchaus gewinnbringende Modifikationen statt. Schuhe und Reifen setzen sich wie von selbst ins Werk. Von den meisten Menschen unbemerkt, werden die Straßen unserer Städte so zu einer megalopolen Staffelei. In äußerst seltenen Fällen sind sich die Bewohner eines Ortes dieses wundersamen Prozesses bewusst. Ist es nicht also an der Zeit, diese kulturelle Leistung in all ihren Facetten entsprechenden zu würdigen?
pièce Kb

De nouveau bâtiment – pièce W

pièce W
Zwischen den Gebäuden einer Stadt spannen sich Wege. Es ist ein unsichtbares Netz, das die einzelnen Zellen der Metropole zusammenhält. Wird ein Haus verlassen, beginnen die Verbindungslinien zu verblassen. Langsames Dahinsiechen setzt ein, der programmierte Zelltod. Nur ab und an verirrt sich ein Menschlein noch hinein, um Unfug zu treiben. Doch das wird das Haus nicht retten.

De nouveau bâtiment – pièce E

pièce E

Mauern machen frei. Richtig positioniert verengen sie den Horizont im notwendigen Maße, um uns dann den Blick aufs Wesentliche zu ermöglichen. Grenzenlose Freiheit gibt es vor allem auf kleinen Mäuerchen am Meer. Die ursprünglichen Bewohner sind längst verschwunden. Das alte Gestein stemmt sich zäh gegen die nagende Kraft der Gezeiten. Dort sitzen wir, einsam und frei.

De nouveau bâtiment – pièce T

SanFranciscoHochhausschlucht

Dicht an dicht und mit stählerner Eleganz rammen sie ihre stumpfen Köpfe ins tadellose Blau des Nordfirmaments. Hin und wieder trifft man ein betagteres Exemplar, das sich kokett an seine voluminöseren Neffen schmiegt. Wir stehen mit beiden Füßen im unbestimmten Tanz nach der Moderne und wissen uns gut aufgehoben. In diesem allzu freundlichen Häuserwald findet der aufgeschlossene Betrachter endlich Selbstbesinnung und inneren Ausgleich. Erhabene Zwerghaftigkeit!

De nouveau bâtiment – pièce H

IMG_3287Die wegweisende Kraft des Zerfalls treibt den Künstler voran. Sie ist Antimaterie der schöpferischen Willensbildung und hilft dem Beseelten unbeschadet durch die feindliche Welt der Fantasmagonie zu gelangen. Der Hinterhof ist oft der einzige Zeuge. Ein altes Maultor mit schiefem Oberlicht kaut mit hohlem Zahn in den Angeln. Ein sprödes Fenstersims reibt müd am geschwollenen Augenlid. Auf Schnee und Kälte folgt Eis. Der Winter verdampft alle Sorgen.

De nouveau bâtiment – pièce Z

Lesekammern

Grau und matt würfelt sich dieser architektonische Wunschtraum in die Stadtlandschaft. Hundesatt pumpt die offen gelassene Verkehrsader ihre glitzernden Schwaden an den engen Lesekammern vorbei. Käsige und weniger käsige Studenten mampfen Wissen hinter glänzenden Fenstern und sehnen sich nach sprudelnden Erfrischungsgetränken und begurktem Käsebrot. Der Morgen frisst den Abend und der Abend frisst den Morgen.