Mit dem Schalttag um die Welt

Hinternfort feiert heuer zum ersten Mal einen Schalttag. Grund ist diese Zwergenbank:

Wir wissen nicht warum, aber sie stand einfach da. Und wo sind die dazu passenden Zwerge?

19. November [10]

Welttoilettentag der Vereinten Nationen. Lang ist es her, dass die Zwerge edel verzierte Toiletten nutzten. Es muss zur Zeit der letzten Riesen gewesen sein. Heute begnügen sich auch diese kleinen Wesen mit herkömmlichem Porzellan. Der Grund für den Niedergang ihres Brauchtums bleibt im Nebel der vergangenen Jahrhunderte verborgen. Waren die einstmals ausgeschmückten Rückzugsorte der rektalen Erleichterung nicht wundersam von Zauberei beseelt? Spiegelte sich der Wert der Ausscheidung im Utensil wider? Andererseits, ist die Rückbesinnung auf längst vergangene Traditionen nicht ebenso gefährlich wie der unreflektierte Fortschrittsglaube? In der britischen Gegenwart verschwand unlängst eine 18-karätige Toilette aus dem Blenheim-Palast im Wert von etwa 1,1 Mio. Schweizer Franken. Vermutlich haben dieses Sitzmöbel die Zwerge schon längst eingeschmolzen und zu Blattgold verarbeitet. Es ist wohl für die Wiederbelebung einer längst vergessen geglaubten Tradition.

Der Stuhl für den Zwerg.

Die Welt ist Hase

China manifestiert sich kontinuierlich in der Welt. Deswegen ist es gut zu wissen, dass wir seit Sonntag, dem 22. Januar 2023, im Jahr des Hasen (genauer gesagt: des Wasserkaninchens) angekommen sind. Wir werden es am 9. Februar 2024 wieder verlassen, aber bis dahin sind wir drin.

Was erwartet uns?

Das Geschäftshoroskop sieht erstmal keine globalen Veränderungen vor. Der Wunsch der Hasenratte, sich der Arbeitswelt zu entziehen, wird jedoch zu einem Rückgang der Einkommenssituation führen. Nagetiere neigen nicht zur direkten Konfrontation und möchten gerne Dinge hinter dem Rücken von Kollegen diskutieren. Das Wasserattenhoroskop im Jahr des Tigers weiß: einige Tierkreisvertreter werden entscheiden, dass die finanzielle Entwarnung für die Entschädigung nicht ausreicht. Sie werden beiläufig ein Kündigungsschreiben bei ihrem Chef auf den Tisch knallen wollen. Darum empfiehlt das Horoskop, zuerst einen neuen Job zu finden. Das erspart ihnen eine Zeit des Geldmangels und wenn sie einen entscheidenden Sprung machen müssen. Ein Kollege wird sie bitten, ein Abendkleid zu nähen.

Spielt der Tiger wie eine Katze und eine Maus, erinnert das Horoskop: nicht in Silber, sondern in gut. Darüber hinaus müssen Raubtiere in dieser Welt nicht ohne Schlaf und Ruhe arbeiten. Alle unter diesem Zeichen des Wasserkaninchens Geborenen werden Befriedigung finden, wenn sie sich weiterhin unerbittlich der Verbesserung und dem Streben der Menschheit widmen.

19. November [9]

Welttoilettentag der Vereinten Nationen. Die moderne Baderzeugung findet in atemberaubendem Tempo und mit ausgefeilten Hilfsmitteln statt. Während in früheren Jahrhunderten die Fliesen zum Teil noch mit reiner Spucke an die Wand geklebt wurden, ist eine Nasszelle von heute in einem Dutzend Arbeitstagen fertiggestellt und dann mindestens für die folgenden 25 Jahre gebrauchsfähig. Ein regelrechtes Wunder, dass Generationen vor uns in Verzückung gestürzt hätte. Umso bedauerlicher ist die Untertoilettisierung, die in Teilen unserer Welt bis heute vorherrscht. Dabei wären kleine, feine Nasszellen auch mit einem schmalen Geldbeutel zu realisieren. Hilfsprogramme der reichen Nationen, sollten sich darauf konzentrieren allen Menschen Sanitäranlagen zu verschaffen, der weltweite wirtschaftliche Aufschwung wäre hinternfort garantiert!

Moderne Baderzeugung

Zwei von 8 Milliarden

Die Vereinten Nationen teilen Flatu und Lenz mit, dass sie ab heute zwei von 8 Milliarden auf der Erde sind. Mit stolz geschwellter Brust klopfen sie sich gegenseitig auf die Schultern und versichern sich bestimmt, dass sie jeweils ein Viermilliardstel der Menschheit repräsentieren. Das finden sie ganz schön ordentlich und zugegebenermaßen auch sehr wenig. Da müsste man mal darüber nachdenken, wie wenig Menschheit man eigentlich ist. Trotzdem sollte jeder einzelne Teil dieser riesigen Menge mit dem ganzen Rest doch was Vernünftiges anfangen können? Mit so viel Menschheit … denken sich Flatu und Lenz und nehmen jeder eine Tasse Tee für sich. Schließlich ist es nicht schlecht sich erst einmal hinzusetzen und sich in Ruhe zu vergegenwärtigen, dass niemand auch nur im geringsten erfassen kann, was 8 Milliarden Gesamtmenge eigentlich bedeutet. Das ist einfach unvorstellbar viel, denken sich Flatu und Lenz. Einfach unvorstellbar viel. Sei es nun Menschheit oder sonst irgendetwas.

25. Mai [8]

Welttag des Handtuchs. Wie bereits berichtet, wurde das Handtuch bereits vor mehreren Tausend Jahren seinem bis heute unveränderten Zwecke zugeführt. Weniger bekannt ist, dass bereits im Alten Ägypten diesem Textil eine tragende kulturelle Funktion zukam. Wir wissen dies, weil der Privatmann und Erfinder Carelman Benteli es erst kürzlich herausgefunden hat. Er benutzte dazu eine für polyiterative Rekursionen invers konstruierten Ägyptologenschreibmaschine und machte mit ihrer Hilfe bisher undeutbare Hieroglyphen in jahrelanger Handarbeit lesbar. Dies geschah in völliger Abgeschiedenheit in einem kleinen Hotel am Rande von Paderborn. Carelman Benteli griff bei seiner Übersetzungsarbeit lediglich auf die Hilfe zweier Speiseriesen zurück, die ihn täglich bewirteten. Durch seine bahnbrechende und äußerst zeitaufwendige Forschung ist nun bekannt, dass die Pyramiden zwar kultischen Zwecken dienten, diese sich aber vor allem um die Trocknung heiliger Handtücher (so genannter Sid-el-Tuh-e) an deren Außenflanken rankten. Offenbar war die ägyptische Kultur vollkommen darauf ausgelegt Edeltücher aus feinstem und reich verziertem Gewebe zu produzieren, die zum Abtrocknen heiliger Baderiesen (so genannter Sid-um-Ra-Goz) verwendet wurden und die dann, dem heiligen Sonnengott Ra zu Ehren, auf den Außenseiten der Pyramiden getrocknet wurden (offenbar sollte das geweihte Wasser der Baderiesen zu der Gottheit aufsteigen). Sodann wurden die Tücher rituell verbrannt, um sie auf diese Weise ebenfalls Ra zuzuführen. Dieser Umstand – und das Aussterben der Baderiesen – führte dazu, dass so wenige Belege dieser absolut zentralen kultischen Aspekte der altägyptischen Kultur erhalten geblieben sind. Nun kennen wir aber diese Zusammenhänge dank der fantastischen Arbeit von Carelmann Benteli und seiner Ägyptologenschreibmaschine.

Aus: Katalog erstaunlicher Dingelinge von Carelman Benteli.

Ist das Phänomen der Urban Towel Art etwa ein zartes rituelles Nachwehen der einst so mächtigen kutlischen Handlungen aus dem Vorderen Orient?

Dritter NPK

Zweiundzwanzigster Februar Zweitausendzweiunzwanzig bzw. 22.02.2022!

Ein besonders gelungener NPK steht dieses Jahr an. Nachdem wir schon die beiden vergangenen Jahre ordentlich feiern durften, können wir dieses Jahr ein drittes Mal rücksichtslos jubilieren und frohlocken. Aller guten Dinge sind drei, sagt man so schön. Damit trifft der Nationale Palindromische Kalendertag den Nagel auf den Kopf. Die symmetrophile Contenance zu bewahren, dürfte heuer jedem Hochpräzisiker und jeder Hochpräzisikerin äußerst schwer fallen. Wir alle sind – nicht zuletzt vor unserem eigenen Gewissen – mindestens dazu verpflichtet laut auszurufen: „Vorwärts immer, rückwärts immer!“ Was für eine Freude! Was für eine Wohltat! Was für ein unendlicher Glanz!

Auch das Ausland begrüßt diese Entwicklung mittlerweile vorbehaltlos in allen Landesgrenzen. Selbst die südlichen Nachbarn mit den weichen Käsekugeln haben sich mit dem Ritual abgefunden. Der wiedergewählte Staatspräsident Mattarella meint dazu knapp: „So sind sie eben.“ Schade nur, dass es danach eine Weile dauern wird, bis wir wieder mit langem Anlauf ausrasten dürfen: es wird der dritte März 2030 sein! Nicht wenige werden sich bis dahin vermutlich ihrer Alterskrassheit ergeben haben. Das ficht uns nicht an! Denn auch dann wird die tief verankerte Symmetrophilie unsere stolzen Herzen zum Überlaufen bringen. Wir können nicht anders.

In Freude, Vorfreude und in diesem Sinne,

Hinternfort

19. November [8]

Welttoilettentag der Vereinten Nationen. Weiter geht der wilde Ritt auf den Toilettenschüsseln dieses Erdenballs. Und weiter geht auch die Missachtung dieses höchsten Kulturgutes. Jean-Pierre Meunier hat seiner Meinung dazu Luft gemacht und schickt uns das Lichtbild einer Installation, die Bedeutung und Gewaltigkeit dieser unglaublichen Kulturleistung verdeutlichen soll. Kniet nieder! Werft euch in den Staub aus Haaren und Hautschuppen und verharrt in Ehrfurcht vor der größten aller Erfinungen: dem Wasserklosett.

Nach Jean-Pierre Meunier sollten wir uns nur aus dieser Perspektive und in Demut jedem Klosett nähern.